Word vs. LATEX — Die Philosopie

Textverarbeitungsprogramme gliedern sich in zwei verschiedene Sparten:
  • Wortprozessoren (bestes Beispiel: MS Word): Eine Formatierungseigenschaft des Textes wird ausgewählt und der formatierte Text erscheint in eben dieser Weise auf dem Bildschirm.
  • Satzprogramme wie TEX: Man bearbeitet einen Quelltext, welcher sich aus Formatierungsbefehlen und dem eigentlichen Text zusammensetzt. Dieser wird anschließend durch das Satzprogramm übersetzt, wobei das Dokument als Ausgabefile erstellt wird.

Beide Konzepte haben ihre eigenen Vorteile und die Wahl der Software liegt letzten Endes immer beim Anwender. Der wesentlichste Unterschied jedoch liegt darin, dass bei einem Wortprozessor der Inhalt des Dokumentes eine Einheit mit der Formatierung bildet. LATEX hingegen trennt diese beiden Teile voneinander. Somit ermöglicht es dem Autor wissenschaftlicher Veröffentlichungen sowohl den inhaltlichen Ansprüchen gerecht zu werden, als auch die Herausforderung zu meistern das Dokument angenehm und ermüdungsfrei lesbar zu machen.

Zudem eröffnet LATEX die Möglichkeit, ein Dokument relativ einfach an ein vorgefertigtes Layout anzupassen, so ist es beispielsweise möglich ein und demselben Dokument lediglich durch das Einbinden einer entsprechenden Formatvorlage zwei vollkommen unterschiedliche Layouts zu verpassen. Die Philisophie von LATEX beruht darauf dem Text eine logische Struktur zu geben und diese von den visuellen Konzepten zu trennen. So werden beispielsweise Hervorhebungen durch das Makro gemacht. Normalerweise setzt es den Text kursiv, jedoch kann man mit einer kurzen Zeile Code das Dokument insofern verändern, dass sämtliche Hervorhebungen fett gedruckt werden. Diese Flexibilität macht LATEX so unglaublich praktisch.

LATEX liefert dem Benutzer einige Basislayouts für die geläufigsten Textformen (Berichte, Bücher, Artikel usw.), welche bereits sämtliche Ansprüche für Text-Dokumente erfüllen. Außerdem sind kompliziertere Arbeiten, wie der Satz mathematischer Formalismen, die Positionierung von Bildern, sowie Formatierungsänderung, selbst für sehr lange Werke, durch die Benutzung eines Satzprogrammes mit weitaus weniger Aufwand zu realisieren, als dies für Wortprozessoren der Fall ist.

Die grundlegende Funktionsweise

Komponenten eines LaTeX-Systems

Um mit LaTeX arbeiten zu können braucht man (prinzipiell) nicht ein Programm, sondern drei:
  • Editor: Hier wird der Text mit den zugehörigen Formatierungsbefehlen eingegeben. Es genügt ein einfacher Texteditor, z. B. Editor, Emacs, Notepad. Allerdings ist es gerade für Anfänger oft einfacher einen speziellen TEX-Editor zu benutzen, da er unter Anderem auch bei der Fehlersuche hilft. Beispiele für solche TEX-Editoren: TeXstudio, TeXshop, TeXmaker, Kile.
  • Distribution: Sie enthält das eigentliche LaTeX-Programm. Es wandelt den Text unter Berücksichtigung der Formatierungsbefehle in ein druckbares Dokument, z. B. in eine PDF-Datei um. Beispiele: LaTeX, pdfLaTeX, XeLaTeX, LuaLaTeX. Diese Programme sind allerdings alleine genauso nutzlos wie ein C-Compiler ohne Bibliotheken. LaTeX benötigt hier verschiedene Makro-Pakete. Eine Distribution umfasst all dies, also das Satzprogramm, die Makro-Pakete, sonstige Bibliotheken und auch Zusatzprogramme. Beispiele für diese Distributionen sind: TEX Live, MacTEX (TEX Live für Mac), sowie MikTEX (nur für Windows). Wegen der Systemunabhängigkeit empfiehlt es sich hier TEX Live oder MacTEX zu verwenden, da sich die vorhandenen Pakete von Distribution zu Distribution unterscheiden.
  • Viewer/Reader: Wird benötigt um das erzeugte Dokument anzusehen bzw. um es auszudrucken. Bei PDFs wäre das z. B. der Adobe Reader. Bei manchen Editoren, z. B. TeXstudio oder TeXmaker ist bereits ein PDF-Viewer integriert.

Die Struktur der Makros

Bei LaTeX gibt es jede Menge unterschiedliche Makros. Jedoch lassen sich sämtliche Formen auf drei grundlegende Typen zurückführen:
  • Sonderzeichen; Die Zeichen \, #, $, &, ~, _, ^, %, ", { und } haben besondere Bedeutungen und fungieren direkt als Befehle

  • Einzelne Sonderzeichen hinter einem Backslash, z. B. \$ ($)

  • Die klassischen Makros bestehend aus Backslash und einer Buchstabenfolge. Das erste folgende Sonderzeichen wird als Befehlsende interpretiert. Die genaue Struktur und Verwendung wird nun im Folgenden genauer erläutert:

    \Befehl

    Dies ist die einfachste Form von Befehlen, sie werden mit \ eingeleitet und benötigen keine weiteren Argumente.

    Ein Beispiel hierfür ist das LaTeX-Logo: \LaTeXLaTeX Anmerkung: Sämtliche LaTeX Makros sind case sensitive, die Groß- und Kleinschreibung ist somit von Bedeutung, z. B. \LaTeX\latex

    \Befehl{Argument}

    Dies ist die Art von Befehl, die entweder verschiedene Einstellungsmöglichkeiten haben oder sich nur auf einen bestimmten Textabschnitt beziehen. Das Argument in geschweiften Klammern ist notwendig, da sonst der Befehl keinen Sinn macht. (Das Beispiel benötigt das Paket color oder xcolor.)

    \color{gray}
    Dieser Text ist grau.\\
    Dieser Text ist schwarz.
    Dieser Text ist grau.
    Dieser Text ist schwarz.

    Ohne eine Angabe der Farbe grau würde der Befehl \color keinen Sinn ergeben und nicht funktionieren. Außerdem erkennt man, dass der Befehl ein sogenannter Schalter ist. Er bewirkt, dass alles, was danach steht, grau geschrieben wird. Um dies einzuschränken, kann man wiederum Klammern setzen:

    {\color{gray}
    Dieser Text ist grau.}\\
    Dieser Text ist schwarz.
    Dieser Text ist grau.
    Dieser Text ist schwarz.

    Befehle wirken somit nur innerhalb des Bereiches, indem sie ausgeführt werden. Nach einem zum Beispiel durch Klammern abgegrenzten Bereich ist alles wieder wie vorher. \Befehl[optionales Argument]{Argument} Außerdem gibt es Befehle mit optionalen Argumenten. Diese funktionieren wie einfache Befehle mit Argumenten, allerdings ist hier ein Standardwert hinterlegt für den Fall, dass kein Argument angegeben wird. Ein Beispiel hierfür sind Wurzeln im Mathemodus:

    $\sqrt{2}$ eine Wurzel ohne Argument\\
    $\sqrt[3]{2}$ eine Wurzel mit Argument
    eine Wurzel ohne Option
    eine Wurzel mit Option

    $\sqrt{2}$ liefert hierbei das gleiche wie $\sqrt[]{2}$ man kann somit in der Regel eckige Klammern bei Befehlen einfach weglassen, wenn sie nichts enthalten.

Ein kleines Beispiel

Fahren Sie mit der Maus über die einzelnen Codezeilen, um eine Erklärung zu sehen.